Künstlerinnen auf der Insel Schwanenwerder, Berlin

Heimat auf Zeit – Raum für die große Kunst

Frauen sind in der Kunst unterrepräsentiert. Bildhauerin Franziska Seifert möchte das ändern und gründete mit ihrem Mann Tim Cordts eine gemeinnützige Stiftung zur Förderung von Künstlerinnen. Im Haus auf Schwanenwerder am Wannsee können Künstlerinnen aus aller Welt mit einem Stipendium jeweils zwei bis zehn Monate ungestört arbeiten und ihre Herzensprojekte verwirklichen. Eine große Chance …

Cordts Art Foundation
Die Stifter Franziska und Tim Cordts

Was macht man mit einem Haus in sehr exklusiver Lage, das man selber nicht nutzen will? Bildhauerin Franziska Seifert (55) richtet im Häuschen ihrer verstorbenen Mutter eine Residenz für Künstlerinnen ein.

Was das Haus so besonders macht, ist nicht nur die neue Nutzung, sondern auch der Ort, auf dem es steht: Schwanenwerder – Berlins teure Insel mit dunkler Vergangenheit. Hier haben Industrielle, Kaufleute und Bankiers gewohnt, viele von jüdischer Herkunft und ab 1933 vertrieben. Danach war die Insel fest in der Hand der NS-Führung. Nach 1945 residierten hier amerikanische Militärs und der Verleger Axel Springer.

Die Familie von Franziska Seifert erwarb das vormalige Sommerhaus an der Klaren Lanke nach dem Krieg. Auch heute ist die Insel ein Ort für Berliner mit Weitblick.

Haus an der Klaren Lanke
Blick auf die Havel

Kilometerweit sieht man vom Haus die Havel aufwärts, Richtung Spandau. Die Bildhauerin sieht darin einen idealen Ort für ein inspiriertes und kreatives Arbeiten. „Es wird Zeit, dass Schwanenwerder für ein breiteres Publikum geöffnet wird.“ Dazu gründete sie mit ihrem Mann eine Stiftung, die ausschließlich Frauen in allen Bereichen der Kunst unterstützen möchte.

Männliche Künstler drängen in den Vordergrund

Leonardo da Vinci, Dürer, Mozart, Rembrandt, Monet, Le Corbusier, Picasso, Richter – kennen wir alle, oder? Doch was ist mit weiblichen Malerinnen, Bildhauerinnen oder Musikerinnen? Da fallen einem weit weniger Namen ein. Warum?

Frauen wurden erst 1920 an der Akademie der Bildenden Künste in München zugelassen. Vorher war ihnen das Studium offiziell verwehrt. Es gab nur teure Privatschulen. Auch Fanny Hensel (1805-47), geborene Mendelssohn Bartholdy, blieb zeitlebens hinter ihrem berühmten Bruder Felix Mendelssohn Bartholdy zurück, obwohl sie ebenfalls eine begnadete Musikerin und Komponistin war. Der Grund: Eine Karriere und Veröffentlichungen zu Lebzeiten waren ihr von der Familie verboten worden. Frauen hatten in der Kunst lange Zeit nichts zu suchen. Auch heute können sich nur wenige Frauen auf dem Kunstmarkt behaupten und sich einen Platz in Museen erobern.